Randnotizen

Texte und Bilder 
aus meinem bunten Alltag
Von Holger Wieboldt

 

Sommerschlussverkauf in einem Laden, in dem fair produziertes „organic clothing“ an die überwiegend junge Käuferschaft gebracht werden soll. Ausnahmen bestätigen die Regel, will heißen, auch ältere Kunden werden nicht abgewiesen.

Leitgedanke ist, Kleidung zu verkaufen an alle, „die gut gekleidet unsere Welt ein kleines Stück besser machen wollen“.

Also nichts wie hin und schauen, ob ich etwas finde. Eigentlich habe ich alles und brauche nicht noch mehr.

Im Laden entdecke ich ein chices Shirt, pink, sieht nett aus. Ich sehe damit nett aus.

Der Kauf scheitert aber an der Größe.
L haben sie noch. XL leider nicht. „Und in XXL würden Sie aussehen, als würden Sie einen Sack tragen“, sagt die Chefin, die sich inzwischen meiner angenommen hatte.
„Aber bei den Hanf-Shirts finden Sie bestimmt etwas. Superleicht und bequem, auch in Ihrer Größe und herabgesetzt.“

Das ist doch ein Wort. Also fange ich an zu stöbern und werde fündig: Ein schwarzes Shirt, schwarz geht immer, eines in grün, grün ist, warum auch immer, gerade angesagt in diesem Sommer (sagt man das noch, „angesagt“?). „Brat girl-Grün“, wobei „Brat auf Deutsch soviel bedeutet wie „Göre“, also abwertend für ein eher unangepasstes Mädel.

Gilt vielleicht auch für „Brat boys“, also Lausbuben, Bengel. Ach herrje, wie mag man das heute nur nennen?

Jedenfalls nehme ich das Shirt.
Und dann noch eines in Lila! Lila. Mut zur Farbe. Geht vielleicht sogar als klerikales Lila durch. Passt doch für einen Pfarrer, wenn auch i.R. Ist aber auch wirklich hübsch.

Die Chefin / Verkäuferin ist zufrieden mit mir und meiner Auswahl, mit der Menge ebenso wie mit dem Material.

Und dann noch dies:
„Die können Sie tragen, bis Sie sterben“. Hanf mit Leinen, edle Ware und haltbar. Bis zum … . „Hmm“, ergänzt sie, wohl etwas erschrocken über ihren forschen Kommentar bezüglich des Ablebens ihres Kunden, „also so in dreißig Jahren“. Ich fürchte, da hat sie etwas zu hoch gegriffen, aber, nun ja … .

Ich hoffe, dass wir uns vorher noch einige Male sehen, denn, wie gesagt, der Laden ist wirklich nett und die Ware gut und so ganz jugendlich geschnittene Modelle muss ich ja auch nicht tragen. Ganz abgesehen davon, dass sie mir, der gern auch auch schon einmal die XXL-Modelle auswählt, schlicht nicht passen.

Anfang August hat der Laden geschlossen. Nicht nur übers Wochenende. Schade. Bye bye und danke schön.