Der 9. November gilt als „Schicksalstag“ in der deutschen Geschichte.

Novemberrevolution 1918, Hitlerputsch 1923, Mauerfall 1989 und – die Reichspogromnacht 1938, eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. In jener Nacht wurden hunderte Synagogen in Brand gesteckt, tausende jüdische Geschäfte zerstört und Friedhöfe geschändet. Die Pogromnacht war Auftakt zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.

Zwei Tage zuvor gab es in Kassel, meiner Heimatstadt, bereits die ersten Steinwürfe gegen die hundert Jahre alte Synagoge, unweit der heutigen Einkaufsmeile.
Viele Juden wurden verschleppt und ermordet. Ihre Namen findet man im Sara-Nussbaum-Zentrum für Jüdisches Leben – und einige im KZ Auschwitz, wo ich letztes Jahr war.

Bereits im Mai 1933 hatten die Nazis unliebsamen Autoren, darunter Juden, Kommunisten, Pazifisten und anderen für das Regime unbequemen Denkern ihr Recht entzogen, ihre Stimme zu erheben.

Auch die Kirche wollte der Nationalsozialismus vereinnahmen. Es gab auf einmal „deutsche Christen“. 1934 die Reaktion mit der Barmer Theologischen Erklärung u.a. mit dem Kernsatz, dass sich die Kirche nicht von weltlichen Ideologien leiten lassen darf, sondern allein in Jesus Christus ihren Bezugspunkt hat.

„Schicksalstage“ oder besser vielleicht Wendepunkte, Schlüsselereignisse oder Tage des Erwachens gibt es immer wieder. Als ich kürzlich in Trier war, las ich unter der Turmuhr der St. Gangolfkirche: „Vigilate et orate“, „Wachet und betet“. Darum geht es: Wachsam sein und im Gebet den richtigen Weg finden: zu reden, zu schreiben und zu handeln, bloß nicht zu schweigen.

EXTRA TIP 8./9.11.2025